Über das Projekt

Hintergrund

Das von der Georg-August-Universität zu Göttingen in Auftrag gegebene Forschungsprojekt untersucht anhand einer quantitativen Erhebung und qualitativer Interviews Belastungen und Bedarfe des wissenschaftlichen Personals mit Pflegeverantwortung für Angehörige. Es handelt sich um eine der ersten größer angelegten Studien zu diesem Thema. Angehörige verstehen wir dabei nicht im engen rechtlichen Sinne, sondern fassen darunter alle Personen, gegenüber denen wir uns verantwortlich fühlen können. Für die Studie ist das Gefühl von Verantwortlichkeit der Befragten ausschlaggebend.

Die Vereinbarkeit von Pflegeverantwortung und wissenschaftlicher Tätigkeit ist bisher kaum untersucht worden, obwohl es sich hierbei um ein hoch relevantes Thema handelt. Schätzungen gehen aktuell von 4,4 bis 5,4 Mio. Menschen mit Unterstützungsbedarf aus und jede*r 11. Beschäftigte leistet zusätzlich zur Berufstätigkeit Pflege für Angehörige. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten wird sich die Anzahl Pflegebedürftiger weiter erhöhen, sodass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Erwachsene im Laufe ihres Berufslebens Sorge- und Pflegeverantwortung übernehmen. Dies betrifft auch das wissenschaftliche Personal an Hochschulen. Die wissenschaftliche Arbeitskultur, Verfügbarkeitserwartungen, hohe Mobilitätsanforderungen und zum Teil prekäre Beschäftigungsverhältnisse in der Wissenschaft stellen Hochschulangehörige bei der Vereinbarkeit von Pflegeverantwortung und beruflicher Tätigkeit allerdings vor besondere Herausforderungen, die in diesem Projekt untersucht werden sollen.

Fragestellung und Ziel

Das Projekt untersucht die Belastungen und Unterstützungsbedarfe des wissenschaftlichen Personals durch unterschiedliche Formen von Pflegeverantwortung für Angehörige sowie daraus entstehende Konsequenzen für die berufliche und gesundheitliche Situation.

Auf Grundlage der gewonnen Erkenntnisse sollen bedarfsorientierte Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Wissenschaft und Pflegeverantwortung und zur Förderung der Chancengleichheit entwickelt werden.

Methodik

Methodisch wird ein mixed-method Ansatz realisiert:

  • In einer quantitativ-qualitativen Vollerhebung in Form einer Online-Umfrage wird das gesamte wissenschaftliche Personal zu Pflegeverantwortlichkeiten für Angehörige befragt.
  • In qualitativen Erhebungen werden relevante Akteur*innen der Hochschule zu ihren Erfahrungen und Einschätzungen befragt.
  • Bereits vorhandenes Material der Georg-August-Universität zu Göttingen wird in Materialanalysen untersucht.

Das gesamte Projektvorhaben orientiert sich an einem gendersensiblen und lebenslauforientierten Vorgehen. Darüber hinaus werden im Sinne einer intersektionalen Analyse verschiedene Differenz-Kategorien berücksichtigt und zu unterschiedlichen Pflegesituationen, Belastungskonstellationen und subjektiver Zufriedenheit mit der Pflegesituation in Beziehung gesetzt.

Laufzeit

Das Projekt hat eine Laufzeit von 24 Monaten (09/21 – 08/23).